Der Atem des Drachen  -  Tao Yin Meridian Dehnung

In historischen Tuschegemälden können wir freie, unbemalte Bereiche beobachten. In diesen freien Bereichen bewegt sich das Chi von Erde und Himmel auf und ab, Yin und Yang, der Atem des Drachen genannt. Durch intensives Dehnen entsteht mit der nachfolgenden Entspannung Raum im Körper. Das in diese 'freigedehnten' Bereiche strömende Chi ist der Atem des Drachen, der Ausgleich von Yin und Yang. Im Tao Yin können wir diese Harmonisierung in unserem Körper erleben. Mit dem physischen Körper werden auch die Meridiane gedehnt, in der Entspannung können durch Emotionen entstandene Stauungen des Chi Flusses abfließen. Emotionale Entschlackung sozusagen.

Der mächtigste Meridian im Bereich der Wirbelsäule - Chong Mai - wird wesentlich über den Psoas Muskel dominiert. In der klassischen chinesischen Medizin wird der Psoas nicht umsonst Seelenmuskel genannt. Kein Wunder also, dass im Tao Yin bevorzugt mit der Wirbelsäule und dem Psoas gearbeitet wird. Folgen wir dem präventiven Tao Yin Weg durch den Körper, entstehen keine Wunderheilungen, aber Stabilisierung, schrittweise Verbesserung und die Abwesenheit von Verschlechterungen dürfen erwartet werden. Methodischer Aufbau mit sofort im Körper spürbarer Wirkung begeistern selbst nach Jahren noch. Es ist wie ein körperliches Nachhause Kommen. 

Tao Yin geht von einem ganz anderen Ansatz aus als das westliche Körpertraining. Es ist eine bemerkenswert subtile Disziplin, die den Geist mit der Körperbewegung verknüpft und die Aufmerksamkeit des Übenden damit eher nach innen als in die Form nach außen lenkt.
Für uns im Westen hat Fitness eher mit dem physischen Training von Muskeln und Kreislauf zu tun. Aber wie wir von den alten Taoisten lernen können, ist Fitness nur ein kleiner Teil in einem umfassenden Gesundheitsprogramm. Das wesentliche Ziel des Tao Yin ist es, in einer Kombination von Stärke, Flexibilität und innerer Energie Harmonie zu schaffen.
Tao Yin ist Meditation in Bewegung, in der sich Körper, Seele und Geist vereinen. Wir erlernen die Kunst, uns mit Achtsamkeit zu bewegen, die Einheit von Natur, Universum und unserer Person zu erleben.
Die Weisheit Ihres Körpers kann erwachen und damit die Aktivierung der feinstofflichen, inneren Chemie angeregt werden. Verbesserte körperliche Ausrichtung wird Ihre Wirbelsäule zentrieren und die Öffnung des Chi-Flusses in den Meridianen bewirken. Erleben Sie die Übungen wie das »Liebesritual der Kobra«, oder »Der Drache streckt den Schwanz« als eine Art Poesie in Bewegung.
Die Tao Yin Übungen wirken in alle Sehnen von Fingerspitzen, Armen, Hals und Schulterblättern durch die ganze Wirbelsäule und den unteren Rücken bis zu den Beinen und Füßen und erschaffen eine Verbindung zu einer einzigen »nahtlosen« Sehne. Dies bewirkt die Auflösung von Spannungen und Blockaden und ein stilles, besänftigendes und energetisierendes Aufblühen des Chi.
Alle Tao Yin-Praktiken werden entweder im Liegen oder im Sitzen durchgeführt. Deshalb haben sie besondere Wirkungen, die durch Übungen im Stehen oder in der Bewegung nicht so leicht erzielt werden können.
Tao Yin bedeutet »Chi leiten und führen«; aber im Allgemeinen ist damit nicht gemeint, dass wir in den aktiven Phasen der Übungen bewusst Energie durch die Meridiane (die Energiekanäle des Körpers) leiten sollen. Bei korrekter Ausführung der Übungen kommt es in der passiven Ruhephase von allein zur Öffnung des Chi-Flusses in den Meridianen. Daher ist es nicht nötig, sich zuerst Wissen über die Meridiane anzueignen, um aus diesen Übungen Nutzen zu ziehen.